• Die EOS Gruppe steigerte im Geschäftsjahr 2022/23 Ergebnis und Investitionsvolumen.
  • Internationale Kollaboration, Digitalisierung und Diversität sind die Ursachen des Erfolgs.
  • Engagement für soziale Themen und Nachhaltigkeit wird zunehmend wichtiger.
Positive Entwicklung bei Ergebnis und Investitionsvolumen. Was hat diesen Erfolg möglich gemacht? Wie sieht die Lage in verschiedenen Regionen aus, in denen die EOS Gruppe aktiv ist? Und welche Ziele werden als Nächstes anvisiert?

Darüber sprechen im Interview Marwin Ramcke, Vorsitzender der Geschäftsführung, und die Geschäftsführer Justus Hecking-Veltman, verantwortlich für Finanzen, Dr. Andreas Witzig, zuständig für Westeuropa, Carsten Tidow, zuständig für Osteuropa, und Andreas Kropp, verantwortlich für Deutschland.

Der EOS Konzern hat das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Ergebnis von 446 Millionen Euro (EBITDA) und hohen Investitionen von 1,2 Milliarden Euro abgeschlossen. Das sind deutliche Steigerungen im Vergleich zum Vorjahr. War das abzusehen?

Marwin Ramcke:
Angesichts der internationalen politisch und makroökonomisch angespannten Lage war das nicht zu erwarten. Seit Anfang 2022 prägen die Themen Krieg, Energiekrise und Inflation unser aller Leben. Es war schwer abzusehen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Für mich persönlich kam hinzu, dass ich Anfang 2022 die Position des CEO übernommen habe. Dass wir in diesen unruhigen Zeiten am Ende des Geschäftsjahres solch ein Ergebnis erzielen, war zum damaligen Zeitpunkt undenkbar. Das gibt mir Zuversicht, dass ich in der EOS Gruppe mit Menschen umgeben bin, die bereit sind Herausforderungen anzunehmen und dies mit Ehrgeiz und Leidenschaft erfolgreich tun.

Welche Faktoren haben zu dem positiven Ergebnis beigetragen?

Marwin Ramcke:
Als allererstes unsere Mitarbeiter*innen, bei denen ich mich an dieser Stelle ausdrücklich für ihre Arbeit und ihr Engagement bedanke. Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen.

Dank ihres Einsatzes haben wir den Ankauf von Forderungspaketen deutlich ausbauen können – auch in Märkten, in denen wir in der Vergangenheit noch Schwierigkeiten hatten. Darüber hinaus haben sie neue Investitionsmöglichkeiten erschlossen. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation mit der Weltbank-Tochter IFC, bei der wir gemeinsam besicherte Forderungen in Osteuropa ankaufen.

Justus Hecking-Veltman:
Ein ergänzender Punkt ist, dass unser Portfolio an Non-performing Loans sehr breit aufgestellt ist; es umfasst sowohl besicherte als auch unbesicherte Forderungen sowie Immobilien – und das in mehr als 20 Ländern. Das verleiht uns als Gruppe eine enorme Stabilität, weil wir nicht von einzelnen Märkten abhängig sind. Unsere langjährige Expertise als Käufer von NPL-Portfolios, aber auch unsere Geduld auf einigen Märkten haben sich in diesem Jahr ausgezahlt, sodass wir eine ungewöhnlich hohe Summe von 1,2 Milliarden Euro investieren konnten. Und auch hier gilt es zu sagen: Unsere internationalen Teams haben abermals hervorragende Arbeit geleistet.
Porträtfoto von EOS Geschäftsführer Carsten Tidow, zuständig für Osteuropa

Internationale Kollaboration ist bei EOS kein Buzzword, sondern wird tagtäglich praktiziert.

Carsten Tidow
Geschäftsführer der EOS Gruppe und zuständig für Osteuropa

Wie hat sich das Geschäft denn in den einzelnen Regionen entwickelt?

Carsten Tidow:
In Osteuropa haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Mit knapp 400 Millionen Euro Investitionsvolumen konnten wir zudem an unseren hohen Wert aus dem Jahr zuvor anknüpfen. Beispielhaft dafür steht etwa Bosnien, wo wir das besicherte Geschäft stark ausgebaut haben. Eines meiner persönlichen Highlights ist der griechische Markt, der für uns lange als schwierig galt. Dank einer hervorragenden Teamleistung konnten wir dort ein großes unbesichertes NPL-Paket erwerben. Genauso möchte ich die Kooperation mit der Weltbank-Tochter IFC herausheben, mit der wir unsere Aktivitäten als nachhaltiger Investor auf dem NPL-Markt stärken. Bei der Auswahl und Bearbeitung der NPL werden besonders Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte berücksichtigt. Beides sind sehr gute Beispiele dafür, dass internationale Zusammenarbeit bei EOS nicht nur ein Buzzword ist, sondern tagtäglich praktiziert wird.

Wie sieht es in Westeuropa aus?

Andreas Witzig:
Genauso positiv. Mit über einer halben Milliarde Euro an Investitionen haben wir auch hier einen sehr hohen Wert erzielt. Hervorzuheben sind besonders die Märkte in Frankreich und Spanien. Aber auch Portugal. Unsere dortige Landesgesellschaft haben wir erst 2022 gegründet, und schon heute sind 20 Mitarbeiter*innen im portugiesischen NPL-Markt aktiv und konnten erste NPL-Käufe abschließen. Das ist ein echter Blitzstart. Einen großen Anteil daran hatte auch die Implementierung von Kollecto+, unserem unternehmenseigenen Inkassosystem, das bereits in mehreren EOS Ländern genutzt wird und so wichtige Synergien schafft. Als nächstes soll die Software in Belgien und Deutschland ausgerollt werden.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Andreas Kropp:
Der deutsche NPL-Markt ist der etablierteste von allen NPL-Märkten, in denen wir als Gruppe aktiv sind. Darum ist er auch sehr herausfordernd. Es gibt viele Wettbewerber am Markt, die für ein hohes Preisniveau bei den Portfolios sorgen. Das ist ein Grund dafür, unsere Prozesse und Kosten stetig zu optimieren. Dadurch können wir effizienter agieren und im Markt mithalten. Auch dabei ist die Anbindung an Kollecto+ ein wichtiger Schritt. In Deutschland wird dieser Prozess in den nächsten zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein.

Welche weiteren Themen haben EOS im vergangenen Jahr geprägt?

Marwin Ramcke:
Dazu gehört ganz klar unsere Internationalität. Wir sind bei EOS mehr als 6.000 Individuen in 24 Ländern. Jede*r davon bringt eigene Erfahrungen, Fähigkeiten und kulturelle Einflüsse mit. Bringt man diese Menschen in einem Team zusammen, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Auf diese Weise entwickeln wir Ideen, die wirklich einen Unterschied machen – und die uns dabei geholfen haben, dass EOS dieses gute Ergebnis erreicht hat.

EOS veröffentlicht zusammen mit den Geschäftszahlen erstmals einen kombinierten Jahres- und Nachhaltigkeitsbericht, der sich an den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) orientiert. Bedeutet das, dass das Thema CR an Bedeutung gewonnen hat?

Marwin Ramcke:
Wir haben immer gesagt: Inkasso bedeutet für uns, Verantwortung zu übernehmen. Corporate Responsibility war darum seit langem ein großes Thema, und wird noch wichtiger. Wir möchten gern zeigen, dass wir es nicht bei Ankündigungen belassen, denn wir wollen jeden Tag ein bisschen besser werden. Die GRI-Standards helfen uns dabei, transparent zu berichten, wie nachhaltig unser Handeln ist und was wir im Bereich CR leisten.

Was wären Beispiele dafür aus dem vergangenen Geschäftsjahr?

Andreas Kropp:
Eine große Rolle spielt der faire Umgang mit säumigen Verbraucher*innen. Wir wollen sie dabei unterstützen, möglichst schnell schuldenfrei zu werden. Dafür setzen wir zum Beispiel auf eine leicht verständliche Sprache im Sinne einer barrierefreien Kommunikation, bieten aber auch Services an, die ihnen die Zahlung anonym und jederzeit ermöglichen. Im deutschen Serviceportal können Verbraucher*innen zudem ihre Rate selbst festlegen.

Ein weiteres Feld unserer Verantwortung ist die Weiterentwicklung von EOS als Arbeitgeber. Beispielsweise können unsere Mitarbeiter*innen in Deutschland dank hybrider Arbeitsmodelle Arbeit und Freizeit besser miteinander in Einklang bringen.

Andreas Witzig:
Zu der Rolle als Arbeitgeber gehört auch, Mitarbeiter*innen langfristig an uns zu binden. Wir sorgen dafür, dass sie als Mensch und Arbeitnehmer*in wachsen können. Dafür gibt es vielfältige Angebote und Initiativen, etwa eine Lernplattform für alle Mitarbeitenden mit dem Namen „Masterplan“ oder das NXT Talentmanagement-Programm, das im vergangenen Jahr 92 Talenten aus 17 Ländern individuelle Möglichkeiten bot, sich weiterzuentwickeln. Aber auch unsere Mitarbeiter*innen haben verschiedenste nachhaltige Projekte umgesetzt, die dem Unternehmen, der Umwelt oder der Gesellschaft zugutekommen – vom Indoor-Garten bis hin zur Finanzbildung von Kindern.
Porträtfoto von Marwin Ramcke, Vorsitzender der Geschäftsführung von EOS

Unsere Mitarbeiter*innen sind unser größter Innovationstreiber und maßgeblicher Grund für unseren Erfolg.

Marwin Ramcke
CEO der EOS Gruppe

Wie sieht die Prognose für das kommende Geschäftsjahr aus?

Justus Hecking-Veltman:
Unser Ziel ist es, weiter Portfolios zu kaufen und Liquidität in die Wirtschaft zurückzuführen. Angesichts der anhaltenden politischen und makroökonomischen Unsicherheiten bleiben wir dabei der Vorgehensweise treu, die sich bewährt hat: geduldig sein und verantwortungsvoll wirtschaften.

Carsten Tidow:
Wir werden uns nicht auf dem erfolgreichen Jahr ausruhen, sondern den Blick weiter nach vorne richten. Ein wesentlicher Faktor dabei ist, dass wir ein Growth Mindset etablieren: Wir wollen unsere Mitarbeiter*innen ermutigen, offen für Neues zu sein und öfter mal aus der eigenen Komfortzone auszubrechen. Hier ist der Innovationswettbewerb, der im vergangenen Jahr viele spannende Ideen hervorgebracht hat, ein hervorragendes Beispiel. Ebenso werden wir die internationale Zusammenarbeit und den Best-Practice-Austausch weiter intensivieren.

Marwin Ramcke:
Ich kann mich Carsten nur anschließen und wiederhole mich gern: Unsere Mitarbeiter*innen sind unser größter Innovationstreiber und maßgeblicher Grund für unseren Erfolg. Das makroökonomische Umfeld wird auch 2023/24 angespannt bleiben und neue Herausforderungen für uns mit sich bringen. Es ist unser Ziel für das Geschäftsjahr 2023/24 unsere Top-3-Position auf den für uns relevanten Märkten zu halten oder auszubauen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das auch erreichen werden.

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Lara Flemming, Senior Vice President Corporate Communications & Marketing at EOS

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