Agiles Arbeiten: Drei Workhacks, die sofort agiler machen.
Unsere Antwort auf eine komplexere Welt: agiles Arbeiten. Dabei stecken hinter dem Buzzword diverse Methoden und unzählige Interpretationen. EOS Scrum Master Dirk Hofmann verrät drei konkrete Workhacks, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Unternehmen anwenden können.
Eines stellt Dirk Hofmann von vornherein klar: „Wir machen das alles nicht zum Spaß“, sagt der 33-Jährige über agiles Arbeiten in der EOS Gruppe. Hofmann ist Scrum Master bei EOS Technology Solutions. Für ihn haben agile Methoden, etwa nach dem Scrum Framework, grundlegend wirtschaftliche Gründe: „Sonst werden wir als das nächste Nokia in die Geschichtsbücher eingehen.“ Der ehemals weltgrößte Handyhersteller aus Finnland hatte die Smartphone-Revolution verschlafen.
Auch wenn EOS in Sachen Kulturwandel bereits gut aufgestellt ist: Als agile Organisation, die die digitale Transformation ernst nimmt, dürfe sich die Gruppe nicht „auf den Lorbeeren ausruhen“. Dabei setzt Hofmann weniger auf trockene Theorie, sondern vor allem auf Erlebnisse, um den Kulturwandel hin zu mehr Agilität voranzutreiben: „Spielerisch heranzugehen ist der beste Weg.“
Für diese spielerische Annäherung an agiles Arbeiten verrät Dirk Hofmann seine Top 3 der agilen Workhacks:
1. Taschenrechner.
40 durchnummerierte Karteikarten liegen beliebig verteilt in einem markierten Rechteck auf dem Boden. Die Aufgabe: Ein Team von bis zu acht Personen muss möglichst viele Zahlen der Reihenfolge nach berühren. Dabei darf immer nur eine Person im Feld stehen. Ein Spielleiter oder eine Spielleiterin (Moderator) wacht über die Einhaltung der Regeln und stoppt die Zeit (Timekeeper). Wer die 40 knackt oder Fehler macht, startet wieder bei eins. Jedes Teammitglied muss mindestens einmal pro Runde (Sprint) ins Feld treten. Vorab gibt es ein Planning, bei dem das Team den Ablauf bespricht und die voraussichtliche Anzahl schätzt. Im Anschluss bleiben zwei Minuten, um den Hergang zu besprechen (Retrospektive). Das Ganze wird mehrmals wiederholt.
Hofmanns Fazit:
„Mein Favorit für das Erleben agiler Arbeitsweisen.“
2. Ball-Point-Game.
Mindestens 100 gleichartige Bälle liegen in einem Raum. Aufgabe des Teams ist es, in zwei Minuten möglichst viele dieser Bälle durch die Reihen gehen zu lassen. Dabei muss jeder der Spielenden jeden aufgenommenen Ball des Teams mindestens einmal berühren. Zudem dürfen die Bälle nicht zum direkten Nachbarn bzw. zur direkten Nachbarin gegeben werden. Die Bälle müssen bei der Übergabe zeitweise in der Luft sein. Vor jedem der insgesamt fünf Durchläufe (Iterationen) schätzt das Team in einem zweiminütigen Planning, wie viele Bälle es wohl schafft. Ein Spielleiter bzw. eine Spielleiterin (Product-Owner) notiert die Schätzungen auf einem Flipchart. Nach jeder Runde tauscht sich das Team in einer Retrospektive darüber aus, was gut lief und was besser gemacht werden könnte.
Hofmanns Fazit:
„Ideales Spiel, um das ‚Inspect & Adapt‘-Prinzip kennenzulernen: Überprüfung (inspect) der Arbeit sowie Anpassung und Optimierung (adapt) an Veränderungen.“
3. 5-Why-Methode.
Kein Spiel, sondern ein Verfahren zur Ursache-Wirkung-Bestimmung: Die 5-Why-Methode, entwickelt vom Japaner Toyoda Sakichi, könnte auch 3-Why- oder 7-Why-Methode heißen – denn um zum Kern eines Problems vorzudringen, braucht es mal mehr, mal weniger Fragen.
Ein 5-Why-Beispiel: Herr X kommt zu spät ins Büro.
- Warum kommt er zu spät? Weil er zu spät zu Hause losgeht.
- Warum geht er zu spät los? Weil er zu lange im Bett gelegen hat.
- Warum hat er zu lange im Bett gelegen? Weil er zu spät eingeschlafen ist.
- Warum ist er spät eingeschlafen? Weil er sich viele Gedanken gemacht hat.
- Warum hat er sich viele Gedanken gemacht? Weil er mit seiner Tochter gestritten hatte.
Umkehrschluss: Wenn Herr X mit seiner Tochter streitet, kommt er zu spät ins Büro.
Hofmanns Fazit:
„Sich wirklich Zeit für diese stufenweisen Fragen zu nehmen hilft, zum Kern eines Problems vorzudringen. Nur so lassen sich ursachengerechte Lösungen finden.“
Aber: Durch Methoden allein entsteht im Unternehmen freilich noch lange keine Agilität. Auf das Mindset kommt es an. Agile Teams funktionieren vor allem deshalb, weil jeder einzelne Mitarbeitende agile Prinzipien verinnerlicht hat – das stellt Hofmann genauso deutlich klar.
Eine agile Haltung anzunehmen braucht Zeit, Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit.
Dirk Hofmann unterstützt seit 2018 als Scrum Master Teams im EOS Projekt FX bei der Umsetzung agiler Methoden. Er hat einen Bachelor in BWL (Hochschule Bremen) und einen Master in Business-Psychology (Hochschule Fresenius).
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